Zwar ist der Winter nach kurzer Verschnaufpause noch mal zurückgekehrt – aber dennoch: Endlich ist Tulpenzeit. Also warum schreiben wir als B2B-Content-Marketing-Agentur nicht einmal über Tulpen.
Im Blumenladen gibt es nun Sträuße dieser schönen Liliengewächse schon für wenige Euros. Kaum zu glauben, dass man einst für eine einzige Tulpenzwiebel den Gegenwert eines Hauses in bester Amsterdamer Grachtenlage bekommen konnte: Vor knapp vierhundert Jahren galt die Tulpensorte „Semper Augustus“ als die teuerste Tulpe aller Zeiten, ihre Zwiebeln erzielten in den Niederlanden 1623 Preise von ca. 1.000 Gulden und stiegen bis 1637 auf bis zu 10.000 Gulden. Das Durchschnittseinkommen in den Niederlanden lag damals bei etwa 150 Gulden.
Warum waren Tulpen so teuer?
Warum waren diese Blumen eigentlich dermaßen teuer? So schön sie auch sind, ein solcher Preis scheint kaum nachvollziehbar. Natürlich herrschte auch hier das Gesetz von Angebot und Nachfrage, aber doch verbunden mit einigen besonderen Aspekten. Ein wichtiger Punkt, der die Nachfrage nach Tulpen antrieb, war ihre Seltenheit.
Kultivierung von Tulpen
Die Kultivierung von Tulpen hatte ihren Ursprung im vorderen Orient; die Gartentulpe kam im 16. Jahrhundert aus der Türkei nach Europa und war in unserem europäischen Klima entsprechend anfällig für Krankheiten und Fäulnis. Zudem benötigt bei generativer Verbreitung (über Samen) das Heranwachsen einer blühfähigen Pflanze bis zu zehn Jahre Zeit, weshalb bei Tulpen eine vegetative Vermehrung über Tochterzwiebeln bevorzugt wird.
Variantenreichtum
Ein zweiter Nachfragefaktor war sicher ihr Variantenreichtum im Erscheinungsbild. Zwischen 1630 und 1650 wurden bereits rund 800 verschiedene Tulpensorten mit verschiedensten Farben und Formen unterschieden. Vor allem mehrfarbig gemusterte (geflammte, gestrichelte, gestreifte, gesprenkelte etc.) Blüten hatten es Sammlern und Züchtern in ganz Europa und im 17. Jahrhundert vor allem in den Niederlanden angetan. Die gezielte Züchtung besonders attraktiver Sorten gestaltete sich aber oft schwierig (was sie besonders selten und kostbar machte), weil man die Gründe für bestimmte Effekte nicht verstand. So gingen farbig geflammte, gestreifte oder gefleckte Blüten häufig auf eine Viruserkrankung (das Tulpenmosaikvirus) zurück – ein Grund dafür, dass viele der damals wertvollen Tulpen und auch die Semper Augustus heute ausgestorben sind.
Seltenheit
Punkt 3: Dank Seltenheit und besonderem Aussehen wurden Tulpen zu einem Statussymbol. In den Städten gab es exklusive Kreise von enthusiastischen und wohlhabenden Blumen- und insbesondere Tulpenliebhabern, die bereit waren, hohe Preise für ihre Liebhaberei zu zahlen.
Tulpen-Spekulation
Beim Handel mit Tulpenzwiebeln konnte man also viel Geld verdienen. Ein weiterer spannender Aspekt liegt in diesem Zusammenhang in den sich herausbildenden Besonderheiten des Tulpenmarktes selbst. Bald wurden sie nicht mehr nur im Sommer während der Pflanzzeit (an den Spotmärkten) gehandelt, sondern auf Termin: Man kaufte und verkaufte Zwiebeln, die noch in der Erde waren und erst später nach der Blüte ausgegraben werden konnten. Zunehmend traten auch Spekulanten in den Tulpenmarkt ein. Und weil nicht mehr nur reale Güter, sondern Erwartungen gehandelt wurden, wurden ausgiebig ähnliche Möglichkeiten der Erwartungssteuerung genutzt, wie sie heute in Marketing und Werbung an der Tagesordnung sind.
Zum Beispiel ließen Züchter und Händler Kupferstiche und Malereien anfertigen, die das zu erwartende Aussehen der verkauften Tulpensorten möglichst ansprechend veranschaulichten sollten und in sogenannten Tulpenbüchern gesammelt wurden.
Die Blase platzt
Alle diese Punkte – Exklusivität, Design, Status, Erwartungssteuerung und Spekulation – dürften zu der heute absurd anmutenden Wertschätzung der hübschen Blumen beigetragen haben (wie es auch heute noch bei mancher Kultmarke zu beobachten ist). Damals allerdings kam es, wie es vielleicht kommen musste: Die Blase platzte. Anfang Februar 1637 erreichten die niederländischen Tulpenpreise ihren Höhepunkt. Wenig später brach in den gesamten Niederlanden der Tulpenmarkt zusammen, nachdem bei einer Auktion die erwarteten Preise nicht erzielt werden konnten. Der Wert von Tulpen fiel um mehr als 95 Prozent, viele Händler und Spekulanten erlitten erhebliche Verluste.
Die Moral? Gleichen wir unsere Erwartungen regelmäßig mit dem Realitätsprinzip ab und erfreuen uns derweil am schönen Tulpenstrauß auf unserem Tisch.
Quelle: Abbildung aus Emanuel Sweerts: Florilegium. 1647, Gemeinfrei, Wikipedia